Der Diözesanverband Paderborn der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) bezieht Position gegen den migrationsfeindlichen Diskurs in der aktuellen politischen Debatte. Menschen, die häufig durch Gefahr an Leib und Leben, durch politische Verfolgung oder wirtschaftliche Not gezwungen waren, ihre Heimat zu verlassen und Schutz und ein menschenwürdiges Leben in der Fremde, auch in Deutschland, zu suchen, werden pauschal verurteilt und diskriminiert. Dazu der KAB-Diözesanvorsitzende, Konrad Nagel-Strotmann: „Schlimme Verbrechen einiger weniger wie in Solingen, Magdeburg und Aschaffenburg führen zur Verurteilung und Diskriminierung aller Migrantinnen und Migranten, die Angst haben müssen vor Verachtung, Bedrohung und Gewalt.“
Wenn Menschen hingegen ausgenutzt werden können, ist man in Deutschland schnell dabei: Jeden Tag werden in Deutschland zehntausende Migrantinnen und Migranten in der Fleischindustrie oder bei den Paketdiensten durch schwere Arbeit gesundheitlich ruiniert, verschlissen, gedemütigt und massiv ausgebeutet; zehntausende Migrantinnen werden Opfer von Zwangsprostitution in Deutschland, dem „Bordell Europas“. Da drängt sich ein Zitat der Historikerin Andrea Löw auf: „Die Situation von Minderheiten sagt viel über den Zustand einer Demokratie.“
Die Flüchtlinge und Migranten dienen zugleich als Sündenböcke für die wirtschaftliche Not von immer mehr Menschen. KAB-Diözesanvorstandsmitglied Ansgar Moenikes weist darauf hin, dass „die Ursache dafür ganz woanders liegt, nämlich in einer wirtschaftlich-sozial höchst ungerechten Politik, die die Reichen immer reicher und die Armen immer zahlreicher macht. Migranten kommt die gleiche Würde zu wie jedem Menschen! Das Recht auf Asyl ist aus guten Gründen im Grundgesetz verankert. Es gehört zur Identität jeder Gesellschaft mit humanistischer Orientierung. Es ist nicht verhandelbar, seine Aushöhlung durch die Bundesregierungen in den letzten Jahrzehnten (wechselnd mit CDU, SPD, FDP und Grünen) bis heute nicht hinnehmbar. Die kollektive Diskriminierung von Migranten ignoriert, dass Fluchtgründe wie der Klimawandel und die Umweltzerstörung, die zu Trockenheit, Überschwemmungen und Hungersnöten in vielen Teilen der Welt führen, ihre Ursache haben gerade auch bei uns, unserem auf grenzenloses Wachstum fixierten Wirtschaften und unseren Konsumgewohnheiten“ (vgl. Papst Franziskus, Enzyklika Laudato si‘, Ziff. 25-26).
Die Idee der jüdisch-christlichen Tradition überwindet nationale und völkische Grenzen. Das Alte Testament fordert: „Wenn bei dir ein Fremder in eurem Land lebt, sollt ihr ihn nicht unterdrücken. Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten, und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid selbst Fremde in Ägypten gewesen. Ich bin der HERR, euer Gott.“ (Lev 19,33f) Moenikes zeigt sich entsetzt, dass „neben FDP und BSW auch Führung und Entscheidungsträger zweier sich christlich nennender (Schwester-)Parteien diese von der Bibel geforderte Menschlichkeit immer mehr mit Füßen treten.“