KAB Diözesanverband Paderborn

KAB-Wallfahrt 80 Jahre Nikolaus Groß in Werl

Bahnhof Werl am 30.04.2024:

Liebe Frauen und Männer der KAB! Liebe Weggefährt*Innen!

Ein paar Gedanken zum Jahr 1944 in  der Festschrift zum 100. Jubiläum unseres Bezirksverbandes Hamm-Soest-Unna, waren der Auslöser und Anstoß für unsere heutige KAB-Wallfahrt hier nach Werl. 1944 hieß unser Bezirksverband übrigens Hamm-Soest-Arnsberg, also fast identisch mit unserem Bezirksverband Hellweg-Sauerland heute. In unserer Festschrift hieß es im Jahr 2005: „Aufgrund der schweren Bombenangriffe auf die Stadt Hamm im Jahr 1944 war an eine Vereinsarbeit nicht mehr zu denken. Die Verbindung mit der Verbandszentrale in Köln blieb trotz der schweren Bombenschäden, die diese 1943 erlitten hatte, erhalten.

So konnte auch die Vorbereitung zum Delegiertentag am 30.4.1944 in Werl erfolgen. Nach Beendigung dieser Tagung begleiteten die Teilnehmer Nikolaus Groß wieder zum Bahnhof, nicht ahnend, dass dies die letzte Begegnung mit ihm sein sollte.“

Heute vor genau 80 Jahren holten KAB-Mitglieder den Arbeitersekretär und Herausgeber der Kettlerwacht, Nikolaus Groß, hier vom Werler Bahnhof ab und brachten ihn auch nach dem Delegiertentag wieder zum Bahnhof zurück, sie wollten ihm Geleit geben. Und genau deswegen haben wir uns heute auch hier am Bahnhof getroffen, um ihm auch heute Geleit zu geben auf dem Weg zur Trösterin der Betrübten. In den Basisgemeinden Lateinamerikas antwortet die Gemeinde auf das Vorlesen der Namen ihrer Märtyrer mit den Worten „Il presente“, er ist hier, so wollen auch wir heute den seligen Nikolaus Groß in unsere Gemeinschaft hineinnehmen, mit seinen Gedanken, mit seinem Widerstand aus christlicher Verantwortung, mit seinem Einsatz für eine menschliche Zukunft. Noch in der letzten Ausgabe, vor dem Verbot der Kettlerwacht schrieb er:

"Bewahret das Feuer, 

  zündet Fackeln in der Nacht,

  die Faschisten marschieren,

  seit auf der Wacht".

Eine Mahnung, die an Brisanz nichts eingebüßt hat, damals wie heute. Schon 1930 hatte Nikolaus Groß sich klar und eindeutig positioniert: “Wir lehnen den Nationalsozialismus nicht nur aus politischen und wirtschaftlichen Gründen, sondern entscheidend auch aus unserer religiösen und kulturellen Haltung entschieden und eindeutig ab!” – und er blieb konsequent in seiner Haltung. Das taten damals aber viel zu Wenige. Auch wenn heute Hunderte und Tausende wieder auf die Straße gehen, um wie am Donnerstag in Hamm zu zeigen, bunt statt braun – alle zusammen gegen Rechtsextremismus, so müssen wir dennoch auf der Hut sein, dass wir uns nicht schleichend an ihre rechten, menschenverachtenden Parolen gewöhnen und sie scheibchenweise in politischen Programmen umsetzen. Schon jetzt nehmen wir die Verletzung von Menschenrechten an den Außengrenzen der EU kaum noch wahr, schon jetzt gehört die Militarisierung und Aufrüstung der Gesellschaft, die selbst Schüler und Kinder kriegstauglich machen will, selbstverständlich zum Vokabular unserer Politiker, schon jetzt verschließen wir vor dem drohenden Völkermord im Gazastreifen die Augen und beliefern Israel weiter mit Waffen. Als Kriegsdienstverweigerer und christlicher Pazifist möchte ich heute die Mahnung von Nikolaus Groß ergänzen: Wenn die Politik von militärischem Denken überlagert wird, seid auf der Wacht! Kriege schaffen keine Sieger, nur Opfer, viel zu viele Opfer. Schon jetzt 200tausend russische und ukrainische Soldaten und 10500 Zivilisten, aber auch Gewinner in den Chefetagen der Rüstungsschmieden, ob in Rußland, Amerika, in Israel oder bei uns. In den Chefetagen von Rheinmetall, Krauß-Maffai, Heckler+Koch und wie sie alle heißen, da knallen die Sektkorken, denn die Auftragsbücher sind voll über Jahre hinaus. Und immer lauter wird der Ruf nach noch mehr Waffen. Nikolaus Groß hätte vielleicht, wie damals nach einem Treffen mit den Bischöfen, zu seiner Frau gesagt: Sie haben mal wieder gekniffen. Alle Bischöfe haben die Waffenlieferungen ethisch gerechtfertigt. Kein Wort von der gebotenen Feindesliebe, kein Wort von der Vision des Propheten Micha, von den Schwertern, die zu Pflugscharen umgeschmiedet werden, kein Hinweis auf die Bergpredigt, in der Jesus die Friedensstifter seligpreist. Zumindest räumen sie in ihrem Friedenswort vom Februar ein, dass der christliche Pazifismus die ältere von zwei Traditionslinien ist, auf denen Christen versuchen, dem Frieden zu dienen und die Gewalt einzugrenzen. Und sie betonen, dass ihr Friedenswort: „Friede diesem Haus“ nicht das Wort zum „gerechten Frieden“ aus dem Jahr 2000 aufheben oder verdrängen will.

Wir sind herausgefordert heute auf unser Gewissen zu hören, heute Verantwortung zu übernehmen. Mitläufer gibt es auch heute genug. „Bewahret das Feuer, zündet Fackeln in der Nacht und seid auf der Wacht!“

Papst Johannes Paul II sagte bei der Seligsprechung vor 23 Jahren: „Unser Blick richtet sich auf den seligen Nikolaus Groß, den Journalisten und Familienvater. Mit Scharfsinn erkannte er, dass sich die nationalsozialistische Ideologie nicht mit dem christlichen Glauben verbinden lässt. Mutig griff er zur Feder, um ein Plädoyer für die Würde des Menschen abzulegen. Für diese Überzeugung musste er an den Galgen, doch dafür öffnete sich ihm der Himmel.“        

Bevor wir uns jetzt gleich auf den Weg zur Basilika machen, möchte ich mit einem Gebet schließen:

Lebendiger Gott, Du hast dem seligen Nikolaus Groß die Kraft geschenkt, sich als Christ einzusetzen in Familie, Beruf und Gesellschaft und sein Leben hinzugeben im Widerstand gegen die teuflischen Mächte seiner Zeit. Wir bitten dich: Stärke auch uns im Glauben, damit wir Deinen Auftrag für unser Leben erkennen und ihn mit Mut und Ausdauer erfüllen durch Jesus Christus, Deinen Sohn, unseren Bruder und Herrn. Amen

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